Dr. Arnt-Uwe Schille arbeitet als Amtstierarzt im Landratsamt Bamberg. Er ist Stadt- und Kreisrat in Lichtenfels und kandidiert als Landrat.
„Wir müssen zusammen anpacken, um unseren Landkreis voran zu bringen.“
Senioren
Im Alter nehmen Kontakte und Interaktion mit dem Umfeld ab. Wir „Jüngeren“ haben die Aufgabe, die Generationen unserer Eltern- und Großeltern bei der Aufrechterhaltung des sozialen Umfelds zu unterstützen. Kontakte und Vernetzung sind hier der Schlüssel.
Eine koordinierte Zusammenarbeit der Seniorenbeauftragten der Städte und Gemeinden ist unter Einbeziehung der engagierten Bürgerschaft erforderlich. Eine konkrete Hilfe für die selbständige Lebensführung der Seniorinnen und Senioren wäre die Ausweitung des Fifty-Fifty-Taxis für diese Altersgruppe. Hier könnten Arztbesuche oder Aktivitäten am Abend bzw. in Bereichen ohne regelmäßigen ÖPNV-Anschluss ermöglicht werden. Dies ist auch als Impuls für die Schaffung von barrierefreier Selbstbestimmung und Teilhabe zu sehen.
Zusammen anpacken: Schaffen wir mehr Vernetzung und eine barrierefreie Mobilität für die älteren Generationen.
Medizin und Pflege
Schon jetzt zeigen sich im Landkreis Lücken in der medizinischen Versorgung. Zusätzlich weist die Altersverteilung bei den niedergelassenen Ärzten darauf hin, dass wir es schaffen müssen, junge Medizinerinnen und Mediziner für den Landkreis zu gewinnen. Die Gründung einer lokalen Genossenschaft für den Betrieb eines Medizinischen Versorgungszentrums kann eine der Lösungen sein.
Die neu gegründeten Regionalwerke könnten hierfür Rahmenbedingungen schaffen. Arztpraxen können sich zusammenschließen, Kommunen sich beteiligen und die Verwaltung der Arztpraxen wird gebündelt. Ärztinnen und Ärzte können sich auf die Patientenversorgung konzentrieren, leiten junge Mitarbeiter an und sichern auch so ihre Nachfolge. Alle können mit geregelten Arbeitszeiten Familie und Beruf in Einklang bringen.
Ein regionales MVZ kann Gewinne erwirtschaften, Versorgungslücken werden vermieden und der medizinische Standortfaktor im Landkreis gestärkt. Denkbar sind auch mobile Ärztinnen und Ärzte, die in den Dörfern vor Ort medizinische Leistungen erbringen. Auch in der Pflege können mit einem Pflegestützpunkt Hilfsbedürftige im Landkreis unterstützt werden. Als Anlaufpunkt werden Informationen für Pflegebedürftige und deren Angehörige gebündelt und zielgerichtet weitergegeben.
Zusammen anpacken: Sorgen wir mit zielgerichteten medizinischen Versorgungszentren und einem Pflegestützpunkt für eine zukunftssicher medizinische Versorgung in unserem Landkreis.
Wohnen
Eine landkreisweite Wohnungs- und Baugesellschaft kann einen positiven Einfluss auf die Aktivierung von Leerständen und die Initiierungen von Bauvorhaben nehmen. Diese Gesellschaft als Sparte der Regionalwerke kann die Verwaltung der Liegenschaften der Gemeinden und auch von privaten Gebäuden übernehmen.
Damit werden neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des regionalen Wohnungsmarktes geschaffen.
Auch in Zusammenarbeit mit den Regionalwerken können durch die Wohnungs- und Baugesellschaft verwaltete Gebäude mit PV-Anlagen ausgerüstet und an gemeinsame Wärmeerzeugung oder an Fernwärme angeschlossen werden. Nicht genutzte private Gebäude könnten hier mit einbezogen und damit für den Wohnungsmarkt wieder attraktiver werden.
Zusammen anpacken: Stellen wir durch aktive Gestaltungen des Wohnungs- und Bausektors bezahlbares Wohnen und eine Reduzierung der Leerstände sicher.
Bildung-Studium-FADZ
Das FADZ hat eine große Bedeutung für die gesamte Region. Unser Landkreis hat endlich die Möglichkeit bekommen, Hochschulstandort zu werden. Mit modernen Bildungskonzepten werden Firmen, Handwerker und die interessierte Bevölkerung als Kunden, Auftraggeber, Entwickler und Ideengeber sowie Studierende und Lernende in gleichem Maße beteiligt. Dies stellt einen großen Impuls für die Entwicklung des Landkreises und der Region dar, der auf allen Ebenen unterstützt werden muss.
Auch die Medical School von Regiomed stellt einen wichtigen Baustein für die medizinische Fortbildung in der Region dar und schaffte eine dauerhafte Bindung der Studierenden mit unserer Region. In der Ausbildung von Pflegenden sind weitere Anstrengungen notwendig, sodass auch Mitarbeiter mit Migrationshintergrund angelernt bzw. weitergebildet werden können, um unsere medizinische Versorgung sicherzustellen.
Zusammen anpacken: Binden wir durch ein vielseitiges Angebot an Aus- und Weiterbildungen sowie durch moderne Technologienetze qualifizierte Arbeitskräfte an unseren Landkreis.
Regiomed
Regiomed ist dabei sich zu stabilisieren. Hier haben das Klinikum in Lichtenfels und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen großen Beitrag geleistet. Jedoch wurde diese Entwicklung nicht mit der nötigen Transparenz bei der Weitergabe von Informationen begleitet.
Hier ist ein großes Defizit, dass unbedingt behoben werden muss. Zusätzlich stellen die geplanten Umstrukturierungen der Kliniken des Regiomed Verbundes durch die Bundesgesetzgebung eine neue Herausforderung dar. Für die strategische Ausrichtung der Einzelkliniken sind nicht nur finanzielle sondern auch medizinische Maßnahmen und Planungen anzustellen.
Das bedeutet, dass neben einer wirtschaftlichen auch eine medizinische Leitung des Konzerns erforderlich ist. Auch die Großküche stellt immer noch ein Sorgenkind dar, da weitere Großkunden nicht in Sicht sind.
Zusammen anpacken: Ermöglichen wir durch eine offensive Kommunikation eine stärkere Mitarbeiterbindung und durch die Einführung einer medizinischen Konzernführung eine langfristige und planungssichere Ausrichtung der Kliniken.
Demokratie
Die Wahl in Sonneberg hat gezeigt, dass es Defizite in der politischen Bildung gibt, die regional und vor Ort aufgehoben werden müssen. Hierfür braucht es Aufklärung über die Abläufe unserer politischen Prozesse sowie Klarheit gegenüber den Gegnern unseres demokratischen Systems. Dies kann auch dazu führen, dass die Beteiligung an Wahlen steigen wird. Der Landkreis ist auf Betreiben des Bündnisses „Lichtenfels ist bunt“ der Initiative „Demokratie leben“ beigetreten.
Nun gilt es mit förderfähigen Projekten die Bevölkerung und hier insbesondere die Jugend anzusprechen und ins Boot zu holen. Dabei ist eine Vernetzung und Kollaboration des Jugendzentrums, den Jugendtreffes der Städte und Gemeinden und dem Kreisjugendring vordringliches Ziel. Den Jugendbeauftragten der Gemeinden sollte im Landkreis ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen, der auch eine Brücke zu Firmen und Vereinen sein soll. Die Etablierung eines Jugendparlamentes auf Stadt-, Gemeinde- und Landkreisebene wäre ein weiterer Baustein, um durch Mitbestimmung das Interesse für den Landkreis und Politik zu wecken.
Zusammen anpacken: Stellen wir uns den Gegnern unserer Demokratie entschieden in den Weg und sorgen wir mit koordinierten politischen Bildungsangeboten für Verständnis und Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger.
Landwirtschaft
Unsere Landwirtschaft in der Region steht vor einem großen Umbruch. In dieser Veränderung liegt auch eine große Chance, denn Landwirtschaft und Klimaschutz müssen keine Gegensätze sein. Die Kleinteiligkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe kann genutzt werden, indem die regionale Vermarktung noch weiter gesteigert wird. Projekte, wie die Solidarische Landwirtschaft, stellen einen direkten Zusammenhang zwischen Erzeuger, Produkt und Verbraucher her.
Hier sind weitere Impulse erforderlich, um mit innovativen Ideen lange Wege und komplizierte Lieferketten zu vermeiden. So kann einerseits die Rentabilität für die Landwirte und die Erschwinglichkeit für den Kunden in Einklang gebracht werden.
Zusammen anpacken: Ermöglichen wir landwirtschaftlichen Kleinbetrieben durch Beteiligung der Kunden und durch die Stärkung des regionalen Vertriebs eine Zukunft.